Erfahrungsbericht  WAMSB  Rastede  2024:
Sportspielmannszug der Lommatzscher Spielleute

Nachdem wir uns letztes Jahr in Crimmitschau für die Weltmeisterschaften in Rastede qualifizierten, war schnell der Entschluss gefasst, diese Möglichkeit zu nutzen. Mit einem etwas kleinerem und vor allem jüngeren Zug (von unseren 21 Startern waren nur drei über 25 Jahre alt;)) bereiteten wir uns in den Wintermonaten in Sporthallen auf die ganzen neuen Marschelemente vor. Es wurden neue Schwenkungen und unser „Reißverschlussprinzip“, das für die Verjüngung beim Marschparcours gebraucht wird, einstudiert und gefestigt. Als es dann wärmer wurde und unsere Übungsstunden gänzlich auf den Sportplatz verlegt wurden, gestaltete es sich mit zwei verschiedenen Wettkampfzügen schwierig, sich auf die ebenso bevorstehenden Landesmeisterschaften und die Weltmeisterschaften vorzubereiten. So rückte unser Marschparcours für die Rasteder Musiktage ein wenig in den Hintergrund.

 

Nach den Landesmeisterschaften hieß es also nicht „Sommerpause nach der ganzen stressigen Vorbereitungszeit“ – nein, es ging knallhart weiter. Langsam, aber sicher realisierten wir, dass die Weltmeisterschaft näher rückte, als wir eigentlich dachten. Also wurden innerhalb von zwei Wochen noch einmal richtig fleißig Schritte gesammelt und der bevorstehende Wettkampf vorbereitet. Am 27. Juni 2024 trafen wir uns dann mittags am Vereinshaus in Lommatzsch und begannen, unsere Transporter und den Anhänger zu beladen. In der Mittagssonne haben wir ganz schön geschwitzt und waren froh, als alles verstaut war und die Klimaanlage im Auto in Betrieb genommen wurde. Nach einigen Pausen und einem Stopp im Baumarkt, in dem noch Grillkohle gekauft wurde, erreichten wir Rastede gegen Abend und waren froh, als wir unsere Unterkunft beziehen konnten. Wir teilten uns mit dem Stadtfanfarenzug Markkleeberg eine Grundschule, die zum Glück nicht all zu weit vom Turnierplatz entfernt war. Im Innenhof machten wir uns mit Biertischgarnituren und Liegestühlen breit. Die Grillkohle fand auch ihren Einsatz und wir ließen den ersten Abend mit Gegrilltem und „etwas“ Musik ausklingen.

 

Am Samstag stand für uns am Vormittag ein Platzkonzert auf einer Bühne in der Stadtmitte von Rastede an. Auch wenn anfangs kaum Zuschauer vor Ort waren, fanden sich nach der Zeit immer mehr Leute ein, die unserer Musik zuhörten. Neben stillen Zuhörern gab es auch einige, die uns viel Erfolg wünschten oder auch anmerkten, dass der Name unseres Vereins merkwürdig wäre, wir aber natürlich nichts dafür könnten, dass wir so komisch hießen. Naja – die Lommatzscher Spielleute trifft man eben nicht so häufig im Norden Deutschlands an – vergessen werden wir hoffentlich jetzt nicht mehr so schnell. Nach dem Platzkonzert kehrten wir in unsere Unterkunft zurück, zogen uns um, stärkten uns kurz und machten uns dann zum ersten Mal auf den Weg zum Wettkampfplatz. Dort konnten wir gespannt den ersten Showwertungen und dem Drumbattle zuschauen und die ersten Eindrücke sammeln. Auf dem Menü zum Abendessen stand wie am Tag vorher: Gegrilltes. Den Abend verbrachten wir im Festzelt auf dem Turnierplatz. Jedoch musste vorm Feiern noch eine wichtige Sache erledigt werden: Lage des Wettkampfplatzes abchecken. So marschierten wir provisorisch unsere Strecke ab. Da wir keine Instrumente bei uns hatten, wurden wir kreativ und haben einfach mal unsere Titel gesungen; hat auch funktioniert, klang aber wahrscheinlich nicht so schön wie sonst. Beruhigt konnten wir an dem Abend ins Bett gehen, da wir nun wussten, was uns für ein Platz erwartet.

 

Nachdem wir Samstagmorgen die Straßenparade anschauten und zwei unserer Mitglieder beim Empfang des Herzogs von Oldenburg Gurkenbowle schlürften, begaben wir uns wieder auf den Turnierplatz und schauten den anderen Wertungen und Qualifikationen zu. Nach dem Abendessen (es wurde wieder gegrillt, gab aber auch Nudeln für die, die sich nach Abwechslung sehnten) machten wir uns für das große Finale auf dem Turnierplatz fertig. Wir marschierten zusammen mit den Groitzscher Spielleuten, dem Stadtfanfarenzug Markkleeberg, dem Fanfarenzug Crimmitschau und dem Fanfarenzug Greiz aus Thüringen als ein langer Zug auf den Platz – so waren beim Einmarsch vier von fünf sächsischen Zügen vereint und konnten stolz den LMSV präsentieren. Das Finale wurde mit einem großen Feuerwerk abgeschlossen, das uns für ein paar Minuten vergessen lassen hat, dass wir im Regen standen. Danach hieß es: schnell in die Unterkunft, Sachen zum Trocknen aufhängen und ab ins Bett, denn am nächsten Morgen wurde es ernst…

 

Um 07:00 Uhr klingelte der Wecker. Nach Anziehen, Haare machen und Instrumente zusammenpacken, ging es zum Wettkampfplatz. Wir eröffneten als erster Starter um 09:00 Uhr die Marschwertung. Das Wetter ließ uns etwas im Stich, denn es hatte nicht aufgehört zu regnen. Nach einem letzten Probedurchlauf (diesmal mit Instrumenten) wurde es langsam ernst. Jedoch waren die meisten erstaunlicherweise viel entspannter als zum LM-Durchlauf vor zwei Wochen, da wir ohne Erwartungen in diesen neuen und anderen Wettkampf starteten und vor allem Spaß haben wollten, wenn wir schon die Chance bekommen, uns bei einer Weltmeisterschaft zu präsentieren. Der Durchlauf konnte trotz Regen ohne größere Fehler gemeistert werden, während die Titel „Radezky-Marsch“, „Einzugsmarsch“ und „Carneval de Paris“ erklungen. Nach dem Durchlauf war die Erleichterung trotzdem groß und wir warteten gespannt auf unsere Wertung. Bis diese bekannt gegeben wurde, räumten wir unser Quartier in der Grundschule auf und verstauten unsere Sachen. Dann war es so weit – wir konnten mit 81,356 Punkten eine Silbermedaille erreichen. Als junger Zug, der in kurzer Zeit den Parcours einstudiert hat und auch ohne große Erwartungen in den Wettkampf gestartet ist, sollte man zufrieden mit diesem Ergebnis sein. Geschafft und überwältigt vom Wochenende traten wir wieder die Heimreise Richtung Lommatzsch an und freuten uns vor allem nach drei Nächten auf der Luftmatratze auf unser eigenes Bett.

Laura Borchert  (16 Jahre)

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