Erfahrungsbericht  WAMSB  Rastede  2024:
Spielmannszug Radeberg

Ein Wochenende voller Emotionen und vieler Freudentränen liegt hinter uns. Monatelange Vorbereitungen fanden am Wochenende ihr Ende. In 120 Übungsstunden haben wir uns auf dieses eine Wochenende vorbereitet. Jetzt wollten wir endlich zeigen, was wir können. 

Voller Freude packten wir am Freitag unsere Instrumente und Uniformen ein und fuhren mit viel Spaß und vor allem Radeberger im Gepäck nach Rastede. Im Bus konnte noch keiner von uns nur erahnen, was für nervenaufreibende Tage vor uns liegen würden. 

Nach einer kurzen aber erholsamen Nacht starteten wir am Samstag mit unserem ersten Wettkampf: der Marschparade.  Es galt, die Oldenburger Straße in Rastede spielend entlang zu marschieren, dabei zwei Counter, also Richtungswechsel, einzubauen und am Ende eine knackige Linksschwenkung hinzulegen. Gesagt getan, wir traten an, marschierten los und sollten die beste Leistung unserer Vereinsgeschichte hingelegt haben. Das war zu diesem Zeitpunkt aber noch niemanden bewusst. 

 

 Ein paar Stunden später war es dann so weit. Es war gegen 17:30 Uhr, als Jeanine zur Siegerehrung auf den Platz Schritt. Die rote Feder und die grün- weiße Uniform war von Weitem zu sehen. Der komplette Zug und alle mitgereisten Fans saßen auf der Tribüne. Die ersten Platzierungen und Punkte für den Wettkampf Marschparade wurden verlesen. Es folge eine Wertung nach der anderen. Doch die von Radeberg fehlte. Auf einmal wurde uns bewusst, wir sind unter den besten Zehn, nein wir sind sogar unter den besten Fünf. Und ab jetzt brachen alle Dämme. Nachdem der zweite Platz verlesen wurde und auch bis dahin der Name Radeberg nicht gefallen war, brach ein Jubel auf der Tribüne aus, der wohl bis in die Heimat zu hören war. Bei den Worten „Und damit erster Weltmeister in der Kategorie Marschparade, ist der Spielmannszug Radeberg!“ blieben keine Augen mehr trocken! Es flossen die Freudentränen in Strömen. Es wurde gejubelt, umarmt und gemeinsam gesprungen. Wir waren soeben Weltmeister geworden. 

Ab da verschwimmt alles nur noch im Freudentaumel. Wir haben Jeanine gebührend im Empfang genommen, den Pokal in unsere Arme geschlossen, Fotos gemacht und gemeinsam angestoßen. Wir schwebten wie auf Wolken. Die ersten Glückwünsche aus der Heimat trudelten ein. Die ersten Bilder von uns als Weltmeister wurden in die Welt verschickt. 

Doch wir waren noch nicht fertig. Am Sonntag stand noch ein weiterer Wettkampf an, der Marsch- Parcours. Für diesen Parcours standen wir zahlreiche Stunden auf verschiedenen Sportplätzen und hatten diesen extra eingeübt. Es hieß also zum zweiten Mal: „Fokus und Prozessor hochfahren!“ Als frisch gebackener Weltmeister wollte man sich natürlich in diesem zweiten Wettkampf nicht blamieren. 

Am Sonntag, 10 Uhr, war es wieder so weit: der Spielmannszug Radeberg nahm Aufstellung. Jeanine rückte noch einmal die Reihen gerade und dann kam die entscheidende Frage: „Is your band ready?“ Und ja, wir waren sowas von bereit. Mit dem ersten Ton blendeten wir alles aus. Jetzt galt es. Jetzt sollte sich die ganze Mühe und der Schweiß der letzten Monate auszahlen. Und es lief. Erste Rechtskurve, perfekt, Verjüngung – alle haben es durch geschafft. Jetzt ein kleiner Slowmarsch und weiter ging es. Es ging eigentlich alles auf. Wir konnten das Ziel schon sehen: die letzte Rechtskurve. Mit Jubiliäumsgruß beendeten wir unsere Darbietung. Runter vom Platz noch mit einem knackigen Beat, doch da rollten schon wieder die Tränen. Obwohl es im Großen und Ganzen gut lief, waren das nicht nur Freudentränen. Einige fanden, es war nicht unser bester Durchgang und ein paar Unsicherheiten waren da. Unter dem Druck des Wettkampfes befürchteten viele, einen Fehler gemacht zu haben. War der Traum eine Goldmedaille zu holen nun vorbei?

 

Bis 13 Uhr zu Siegerehrung blieb dieses mulmige Gefühl. Dann musste Jeanine wieder alleine auf den Platz. Wir saßen wieder auf der Tribüne, auf demselben Ort, an dem wir vor nicht einmal 18 Stunden Weltmeister geworden waren. Dieses Mal wurden die Punktzahlen in der Reihenfolge vorgelesen, wie die Vereine angetreten waren. Also war Mitschreiben und gutes Zuhören angesagt. „Der Spielmannszug Radeberg erhält für seine Darbietung 90, ….!“  Mehr hörten wir nicht mehr, denn wieder ging ein ohrenbetäubender Jubel über den Platz. So viele Punkte hatte bis dahin noch niemand erreicht. Nur wenige Sekunden später stellten wir fest, dass nur ein weiterer Verein mehr Punkte als wir hatte. Vizeweltmeister im Marschparcours! Wie verrückt war das denn bitte? Selten waren wir so sprachlos und so stolz. Es brauchte gar keine Worte um zu zeigen, wie glücklich wir waren. Ein Blick in unsere tränenverschmierten, aber bis über beide Ohren strahlenden Gesichter genügte. Wir sind Weltmeister und Vizeweltmeister! Angetreten als Underdog, als Weltmeister gegangen.

 

Und wer nun denkt, dass dieses Wochenende an Emotionalität nicht übertroffen werden kann, hatte die Rechnung ohne Radeberg gemacht. Schon am Sonntag sickerten die ersten Informationen zu uns durch. Es wird auf dem Markt einen kleinen Empfang geben mit dem Oberbürgermeister. Nein, Kommando zurück, es wird einen großen Empfang geben mit Bier, Würstchen vom Grill, Musik und dem Oberbürgermeister. Montag 16 Uhr konnten wir es dann nicht glauben. Am Bahnhof in Radeberg wartete ein Cabrio auf Jeanine, Tom und Jens. Die Polizei eskortierte unseren Bus bis zum Markt. Aus der Musikbox dröhnte ein „ein Hoch auf uns!“ Auf dem Markt standen Freunde, Familie, Fans, der Kinderspielmannszug und die Oldies. Alle hatten sie nur auf uns gewartet. Die Bustür ging auf und wir wurden mit lautem Beifall empfangen. Ein Gefühl, das man nicht beschreiben kann. Sogar der MDR war da, um diesen Moment festzuhalten. Wir wiegten uns zu „We are the Champions“ in den Armen. Denn ja, das sind wir. Champions, Weltmeister! Gekrönt wurde dieses Erlebnis zum Schluss mit dem Eintrag in das Goldene Buch der Stadt. Jeder durfte seine Unterschrift für die Ewigkeit setzen. 

 

So geht ein Wochenende vorbei, welches so schnell nicht in Vergessenheit geraten wird. Es gilt nun noch Danke zu sagen. Danke an die vielen Fans die uns vor Ort und auch Zuhause unterstützt haben. Danke an die Familien, welche in den letzten Monaten auch viel zurückstecken mussten. Und das größte Dankeschön geht an Jeanine und Tom. Ihr Zwei habt in den letzten Wochen unglaubliches geleistet. Ohne euch wäre diese Weltmeisterschaft nicht möglich gewesen. Vielen Dank! 

 

 

Anna (30 J)

im Namen der Radeberger Spielleute!

 

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